KI: 99 Pasta-Rezepte, die Meinung der Leser

KI: 99 Pasta-Rezepte. Im Mai 2023 veröffentlichte der Burda-Verlag ein Sonderheft der Zeitschrift „Lisa – Kochen & Backen“ mit dem Titel „Geniale Pasta-Gerichte für Genießer“. Das Heft enthielt 99 Rezepte, generiert von ChatGPT. Die Bilder stammten vom KI-Bildgenerator Midjourney. Das Heft löste einen Shitstorm aus. Ich wollte es genau wissen und nahm das Heft unter die Lupe.

KI-99-Pasta-Rezepte, Lisa Extraheft

KI: 99 Pasta-Rezepte – Versuchsballon oder Marketing-Gag?

Zumindest habe ich das Heft gekauft, was ich ohne den KI-Einsatz nicht getan hätte. Damit erhöhte ich den Umsatz, aber wie die Bilanz des Verlags insgesamt ausfiel kann ich nicht beurteilen. Aber auch Negativ-Werbung zieht die Aufmerksamkeit auf sich.

KI mit Soße laut SZ

betitelte die Süddeutsche Zeitung (SZ) ihren Artikel am 12. Mai 2023. „Schmeckt’s? Das Burda-Heft präsentiert „99 Pasta-Rezepte“ – weitgehend mittels künstlicher Intelligenz. Die Leser erfahren davon nichts. Im Verlag herrscht Unruhe.“, so die Einleitung von Anna Ernst. Erst die Berichterstattung der SZ – und anderer auf den Zug aufgesprungener Medien – machten die Öffentlichkeit auf das KI-Heft aufmerksam.

KI: 99 Pasta-Rezepte – Kritik an fehlender Transparenz

Kritik kam, dass der Verlag die Leser nicht darüber informierte, dass eine KI die Rezepte generierte. Dies führte zu der Annahme, dass menschliche Redakteure die Rezepte erstellten.

Der bayerische Journalistenverband (BJV) kritisierte in einer Pressemitteilung vom 15.05.2023 das Experiment als „fahrlässig“. Es wurde angemerkt, dass das Vertrauen der Leser untergraben werde, da das Wahrheitsgebot und die Sorgfaltspflicht, wie sie im Pressekodex festgelegt sind, auch bei der Anwendung von KI zu beachten sei. Eine solche Herangehensweise zeige eine mangelnde Wertschätzung gegenüber der journalistischen Arbeit. Der BJV fordert von Burda, das Vertrauen in journalistische Arbeit nicht dem Hype um künstliche Intelligenz zu opfern.

Stellungnahme des Burda-Verlags zu „KI: 99 Pasta-Rezepte“

Der Burda-Verlag äußerte sich zu den Vorwürfen. Er habe das Heft als „Experiment“ veröffentlicht, um zu sehen, wie Leser KI-generierte Inhalte annehmen. Man habe sich bewusst dafür entschieden, die Leser nicht zu informieren, um die Ergebnisse des Experiments nicht zu beeinflussen.

KI: 99 Pasta-Rezepte soll also die Meinung der Leser nicht verfälschen. Die Leserkommnentare finden Sie weiter unten.

Kennzeichnungspflicht KI-generierter Inhalte

Aktuell gibt es noch keine Kennzeichnungspflicht für von KI erstellten Inhalten und Bilder. Auf europäischer Ebene wird derzeit im Rahmen des umfassenden „AI Act“ über die Einführung einer umfassenden Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Inhalte diskutiert.

Im Bereich Journalismus existiert ein vom Deutschen Journalisten-Verband e.V. (DJV) verfasstes Positionspapier, in dem der Verband zu einem sorgfältigen und differenzierten Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI) im Journalismus aufruft.

99 Pasta-Rezepte ausschließlich von KI produziert?

Burda gab an, dass die Redakteure die Ergebnisse der KI einer gründlichen Prüfung unterzogen und einige der Rezepte nachgekocht hätten. Der Verlag betonte, dass die Erstellung dieser Ausgabe sogar mehr Arbeitsaufwand erfordert hätte als üblich.

KI: 99 Pasta-Rezepte: Wie gut ist das Heft wirklich?

Bei einem ersten Blick ins Heft sehen die verwendeten Bilder durchaus beeindruckend aus. Nur wenige Fotos weisen auf den Einsatz von KI hin. Der Text ist wie von ChatGPT zu erwarten praktisch fehlerfrei, bis auf einen Grammatikfehler auf Seite 1:

Das sollte wohl korrekterweise heißen: „…, die das Herz jedes Pasta-Liebhabers garantiert höherschlagen lässt“

Fotos von Midjourney – laden sie zum Nachkochen ein?

Die von Midjourney generierten Bilder sind mit wenigen Ausnahmen gut bis sehr gut. Hier vier Beispiele von etwas seltsam anmutenden Fotos. Im linken Foto wirkt der runde Garnele unnatürlich und das rechte Foto kommt irgendwie künstlich rüber. In der unteren Reihe sehen links die Fusilli und rechts die Lasagneplatten ebenfalls nicht ganz natürlich aus.

Dass dies keine echt gekochten Gerichte sind, ist klar. Aber gibt es die in der Lebensmittelfotografie überhaupt? In welche Trickkiste greifen Food-Fotografen, um ansprechende Bilder zu produzieren? Das sind teils echte Giftmischer und Rasierschaum anstatt Schlagsahne ist wohl noch am wenigsten verfänglich. Food-Fotografie ist aufwendig und hat mit Kochen wenig zu tun. Was ist daran also verwerflich, KI einzusetzen?

KI: 99 Pasta-Rezepte ist durchaus eine Alternative für die Zukunft, gerade was den Einsatz von Food-Fotografie betrifft.

Rezepte – sind sie genießbar?

Was die Rezepte betrifft, befürchten Skeptiker, dass sie nicht schmecken können, das KI keine sensorischen Fähigkeiten besitzt. Was ChatGPT macht, ist auf Daten zurückgreifen. Wie viele Rezepte in den Datensätzen tatsächlich vorhanden sind, ist im Detail wohl nicht bekannt, aber Sylvia Staude, Feuilleton-Redakteurin der Frankfurter Rundschau bringt es humoristisch auf den Punkt: „Wenn kein Mensch bisher Ungebräuchliches, Unerschmecktes hineinschmuggelt ins Rezept (zum Beispiel ein Mensch, der Angst hat, seinen Job zu verlieren und der KI die Schuld an den Zutaten geben will), wenn keine Sabotage, dann gibt es hier genau das, was in geschätzt 21 389 534 Rezepten im Internet und 77 318 „Italienisch kochen“-Büchern auch schon vorkommt.“

Das ist wohl die Realität. Und wer glaubt, dass in den Versuchsküchen der Food-Zeitschriften oder in Kochbuch-Verlagen jedes Rezept wirklich gekocht wird? Ich werde demnächst einige KI-Rezepte nachkochen, um mir ein eigenes Urteil darüber zu bilden. Bis dahin greife ich auf die Kommentare der Leserinnen und Leser der 99 Pasta-Rezepte zurück.

Wir bewerten die Leser die Rezepte?

Update: Leider funktionieren die beiden Links zu den Rezepten nicht mehr, deshalb habe ich sie entfernt. Es erscheint die Meldung: „Du hast keine Zugriffsberechtigung für diese Seite.“ Es sieht fast so aus, als ob der Verlag die Rezepte entfernt hat. Schade.

Die 99 Pasta-Rezepte finden sich im Internet unter 99Rezepte.de. Hier kann sich jeder von der Qualität der ChatGPT-Rezepte selbst überzeugen, der Kauf des Heftes ist nicht notwendig. Die Bewertungen zu den Rezepten liegen zwischen 4 und 5 Sternen, wobei 5 der besten Bewertung entspricht. Ich gehe jetzt davon aus, dass dies echte Abgaben von Lesern sind und nicht von einer KI generiert. Die Website einfachkochen.de, auf der die KI-Pasta-Rezepte zu finden sind, ist ein Online-Angebot der BurdaVerlag Publishing GmbH.

Einige Kommentare zu den Rezepten

Zitronen-Pasta ( 5 x 5 Sterne):

Hähnchen-Lasagne ( 2 x 4 Sterne):

  • Martin, 03.05.2023 12:44, Lecker!
  • Niko, 03.05.2023 11:59, Gutes Rezept, ich habe angenommen das 2 Knoblauchzehen gemeint sind und nicht Knollen.

Pasta mit weißem Spargel ( 1 x 5 Sterne):

Antonia, 03.05.2023 13:32, Probiere zum ersten Mal ein Pasta-Rezept mit Spargel. Hat besser geschmeckt als erwartet.

Hier finden Sie alle Rezepte samt Kommentare

Alle Rezepte mit den dazugehörigen Kommentaren finden Sie auf 99Rezepte.de. Bilden Sie sich selbst ein Urteil – und genießen Sie die Rezepte.

Fazit zu KI: 99 Pasta-Rezepte

Hier hat es ein Verlag gewagt, erste Rezepte von ChatGPT generieren zu lassen und mit entsprechenden KI-Fotos zu versehen. Der Aufschrei war groß – unter den Journalisten. Von den Fotografen war nichts zu hören, deren Lobby-Vertretung ist wohl nicht so groß. Natürlich war es den Lesern gegenüber nicht fair, nicht mit offenen Karten zu spielen. Aber das Heft zeigt die Realität, künftig wird KI immer mehr Texte und Fotos produzieren, derzeit vollzieht sich ein KI-Wandel, der sicherlich nicht jedem passt und manchen Angst einflößt.


ChatGPT – rechtliche Konsequenzen für Unternehmen

ChatGPT Recht: Zahlreiche Firmen nutzen bereits ChatGPT. Die KI bewältigt Marketing-Anforderungen, liefert Content für Websites oder unterstützt IT-Abteilungen bei der Bewältigung ihrer Aufgaben. Dies kann allerdings rechtliche Probleme in den Bereichen Datenschutz, Urheber- und Arbeitsrecht mit sich bringen. Um Konflikte zu vermeiden, sollten Unternehmer einige Vorsichtsmaßnahmen im Umgang mit der KI treffen.

Die Nutzung von ChatGPT & Co. im Unternehmen kann schnell rechtliche Folgen haben
Die Nutzung von ChatGPT & Co. im Unternehmen kann schnell rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen

Ist ChatGPT rechtskonform?

Betriebliche Daten an einen Chatbot übergeben? Nutzerdaten von einer externen Künstlichen Intelligenz verarbeiten lassen? Bereits beim Lesen des Textes werden einige sicherlich schon nervös. Und es bereitet jedem Juristen Kopfschmerzen und Datenschützern ein mulmiges Gefühl im Magen. Ist ChatGPT denn rechtskonform?

ChatGPT bietet viele fantastische Möglichkeiten, aber auch rechtliche Herausforderungen. Rechtsanwalt Sören Siebert, Gründer von eRecht24, verfasste zum Thema ChatGPT Recht den Leitfaden „Der große Guide: Was ist bei ChatGPT erlaubt“. Im Guide erläutert er:

8 praktische Fragen und rechtliche Antworten zu ChatGPT im Unternehmen

  1. Was passiert, wenn ich (oder meine Mitarbeiter) zu Marketing-, Strategie-, Statistikzwecken unternehmensinterne Daten durch eine KI auswerten/verarbeiten/aufbereiten lasse? Gibt es da rechtliche Risiken?
  2. Brauche ich eine Klausel zur Arbeit mit KI für Arbeitsverträge mit meinen Mitarbeitern?
  3. Gibt es rechtliche Dinge zu beachten/ rechtliche Risiken, wenn ich Content (Bilder, Texte etc.) für die Online Präsenz meines Unternehmens mit KI herstelle und auf meiner Webseite veröffentliche? Hafte ich als Unternehmer immer noch für die Inhalte?
  4. Verliere ich mein Urheberrecht an den Inhalten, die ich in eine KI einspeise, wenn ich die Inhalte per Prompt durch die KI optimieren/verändern lasse?
  5. Wer ist Urheber der Inhalte, die eine KI schafft? Darf jeder diese Inhalte benutzen, ohne dass ich das als Unternehmer verhindern kann?
  6. Muss ich vielleicht in der Zukunft Inhalte, die mit Hilfe oder komplett durch eine KI hergestellt wurden, auf meiner Unternehmens-Website kenntlich machen?
  7. Muss ich die KI als Verantwortlichen/Hersteller von redaktionellen Inhalten auf meiner Website nennen?
  8. Bekommt jemand mit, wenn ich in ChatGPT sensible Daten eingebe und der Betroffene bei OpenAI ein Auskunftsersuchen anfordert?

Er gibt die Antworten und kommt zu der Einschätzung, dass die größte Problematik im datenschutzrechtlichen Bereich liegt.

ChatGPT Recht: Problematik Datenschutz

Nutzen Mitarbeiter die KI und geben für Auswertungen beispielsweise personenbezogene Daten von Kunden oder sonstigen Dritten bei ChatGPT ein, kann OpenAI diese speichern und zum Weiterlernen nutzen.

Laut Siebert: „Hierin liegt das größte Risiko – wir wissen nicht, auf welche Weise ChatGPT die eingegebenen Daten verarbeitet oder nutzt bzw. nutzen wird. Das Unternehmen als datenschutzrechtlich Verantwortliche verliert damit die Kontrolle über die personenbezogenen Daten.“

Werden die Daten später in rechtswidriger Weise genutzt, können dem Unternehmen DSGVO-Bußgelder oder teure Abmahnungen drohen. Daher der ChatGPT Recht-Rat von Siebert: „Man sollte seine Mitarbeiter also dazu anhalten, keine personenbezogenen Daten oder sonstige sensible Informationen in ChatGPT einzugeben.“

IT: Optimierung von Programmcode

Wer ChatGPT oder andere KI-Tools zur Optimierung und Entwicklung von Programmiercode nutzen möchte, sollte sich bewusst sein, welche Inhalte eventuell in die Datensätze von ChatGPT & Co. gelangen. Es ist schon passiert, dass Ingenieure großer Tech-Firmen, fehlerhaften Quellcode zum Debugging in ChatGPT eingegeben haben. Und der Chatbot speicherte die firmeninternen Daten und Geschäftsgeheimnisse im Trainingsdatensatz, die dann dummerweise im KI-Chat der Konkurrenz auftauchten. Das kann für die Mitarbeiter arbeitsrechtliche Folgen haben. Für das Unternehmen kann das im schlimmsten Fall geschäftsschädigend sein. Um solche Leaks zu vermeiden, sollten Sie auch für den Einsatz von ChatGPT im IT-Bereich ein hohes Maß an Vorsicht an den Tag legen.

Risikoeinschätzung zum Einsatz von ChatGPT im Unternehmen

Der Gründer von eRecht24 analysierte, die am häufigsten genutzten Bereiche von ChatGPT im Unternehmen. Seine Risikoeinschätzung zum Thema ChatGPT Recht:

  • Hohes Risiko:

            Datenanalyse & -management

            Personalwesen (HR-Prozesse)

  • Mittlers Risiko:

            Softwareentwicklung & IT

  • Geringes Risiko

            Marketing

            Content & Content-Marketing

ChatGPT Recht: Handlungsempfehlung:

Zum Schluss gibt Siebert eine Handlungsempfehlung zum Umgang mit KI im Unternehmen. Unternehmer empfiehlt er:

  • Überprüfen Sie jeden mit KI erstellten Content auf seine inhaltliche Richtigkeit, bevor sie diesen weiterverwenden
  • Regeln Sie den Einsatz von KI im Arbeitsumfeld mit ihren Mitarbeitern
  • Etablieren Sie unternehmensinterne Leitlinien für die Arbeit mit KI-Tools wie ChatGPT, Bing und Co.

Warnung: Darauf sollten Sie achten

Geben Sie keine personenbezogenen Daten, Daten Dritter oder geschäftsinterne sensible Daten in ChatGPT oder andere KI-Programme ein.

ChatGPT – KI mit echtem Medizinpotential

KI besteht deutsche Medizin-Examina – mit Ach und Krach

Die Wissenschaftler um Professor Dr. med. Inga Katharina Koerte wollten es genau wissen. Das Forscherteam fühlte ChatGPT auf den Zahn und testete das medizinische Wissen der künstlichen Intelligenz (KI) von OpenAI. Laut Deutschem Ärzteblatt schaffte der Chatbot die schriftlichen medizinischen Staatsexamina M1 und M2, allerdings ohne Bildfragen.

Zuvor stellten bereits US-amerikanische Wissenschaftler die KI auf den Prüfstein. Im Fachmagazin „PLOS Digital Health“ berichteten die Forscher über die Prüfungsergebnisse des „United States Medical License Exam“ (USMLE), das ChatGPT ähnlich bestand.

Beim M2-Examen schnitt ChatGPT Im Bereich Pharmakologie mit 94,7 % verdammt gut ab
Im Bereich Pharmakologie schnitt ChatGPT beim M2-Examen mit 94,7 % erstaunlich gut ab

In Deutschland müssen angehende Humanmediziner drei Staatsexamina bestehen. Das erste (M1) prüft Wissen zu vorklinischen Fachbereichen, das zweite (M2) zu klinischen Fächern, beide in Form von Fragebögen. Die letzte Hürde, das M3, ist im Gegensatz zu den beiden ersten eine rein mündliche Prüfung.

Im August 2022 unterzogen die Wissenschaftler ChatGPT der M1-Prüfung. Im Oktober erfolgte das zweite Staatsexamen. Allerdings klammerten sie Bildfragen aus, da ChatGPT derzeit keine Bilder analysieren kann. Das M1 umfasste danach noch 263 Fragen und das M2 noch 252 Fragen. Die untersuchten Examensfragen kannte der Algorithmus mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht.

ChatGPT ist ein „large language model“ (LLM). GPT steht für „general pre-trained transformer“ und die verwendete ChatGPT-Version (GPT-3.5) basiert auf rund 175 Milliarden Parametern.

Die Forscher gaben die Fragen in ChatGPT ein und verglichen die Antworten mit den Musterlösungen der Examina. Stimmen mindestens 60 Prozent der Antworten, gilt das Examen als bestanden. Das M1 schaffte die KI knapp mit 60,1 %, im M2 schnitt sie mit 66,7 % etwas besser ab. Damit reichte es in beiden Prüfungen gerade mal für die Note 4.

Allerdings fielen die Ergebnisse im M1 je nach Fachbereich sehr unterschiedlich aus. ChatGPT schnitt folgendermaßen ab: Biologie (77,8 %), Soziologie (75,9 %), Psychologie (73,3 %), Chemie (33,3 %), Physik (45,5 %) und Anatomie (46,4 %).

Im M2 erzielte ChatGPT folgende Ergebnisse: Pharmakologie (94,7 %), Augenheilkunde (85,7 %), Dermatologie (85,7 %), Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (33,3 %), Neurologie (46,7 %) und Epidemiologie (46,7 %). 

ChatGPT erbrachte insgesamt eine schlechtere Gesamtleistung als die durchschnittlichen Examensteilnehmer. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Fragen auf Deutsch erfolgten. Die Trainingsdaten der künstlichen Intelligenz basieren zu 93 % auf englischsprachigen Texten und OpenAI trainierte ChatGPT nicht speziell auf Medizin.

Auf jeden Fall sind die Ergebnisse beachtlich und das Koerte-Team kam zu dem Schluss: „Die Fähigkeit von LLMs medizinische Daten zu strukturieren und Informationen vor dem Hintergrund der verfügbaren Literatur zu interpretieren, birgt Potenzial für die Nutzung von ChatGPT in der Medizin.“

ChatGPT auf Basis GPT-4 dürfte noch wesentlich leistungsfähiger als GPT-3.5 sein. Immerhin beruht der Trainingsdatensatz vermutlich auf rund einer Billion Parameter, die genauen Zahlen legte OpenAI nicht offen. Und noch fähigere werden künftig folgen. Chatbots wecken große Hoffnungen. Im Bereich Medizin zählen zu den möglichen Anwendungen etwa das Verfassen von Arztbriefen oder die Unterstützung bei der Suche nach den besten Therapieformen.

Es wäre spannend die Ergebnisse auf Basis GPT-4 zu sehen. OpenAI bietet ChatGPT auf dieser Grundlage nur als Bezahlversion an, das kostenlose ChatGPT basiert noch auf GPT-3.5. Das neue Bing von Microsoft hingegen verwendet in seinem Chat bereits GPT-4. Über diesen Umweg lässt sich GPT-4 kostenlos nutzen.

Der Artikel erschien online am 04.05.2023 unter aerzteblatt.de

Das Team:

Leonard B. Jung*, Jonas A. Gudera*, Tim L. T. Wiegand*, Simeon Allmendinger, Konstantinos Dimitriadis, Inga K. Koerte

* Die Autoren teilen sich die Erstautorenschaft.

cBRAIN, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Ludwig-Maximilians-Universität, München (Jung, Wiegand, Koerte) leonard.jung@gmx.com

Psychiatry Neuroimaging Laboratory, Department of Psychiatry, Brigham and Women’s Hospital, Harvard Medical School, Boston, MA, USA (Jung, Wiegand, Koerte)

LMU AIM, Ludwig-Maximilians-Universität, München (Gudera, Wiegand)

Kinderklinik und Kinderpoliklinik, Dr. von Hauner Kinderspital, Ludwig-Maximilians-Universität, München (Gudera)

Dana-Farber/Boston Children‘s Cancer and Blood Disorders Center, Harvard Medical School, Boston, MA, USA (Gudera)

Karlsruher Institut für Technologie, Karlsruhe (Allmendinger)

Neurologische Klinik und Poliklinik, Ludwig-Maximilians-Universität, München (Dimitriadis)

Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD), Ludwig-Maximilians-Universität, München

Graduate School of Systemic Neurosciences, Ludwig-Maximilians-Universität, München (Koerte)

Department of Psychiatry, Massachusetts General Hospital, Harvard Medical School, Boston, MA, USA (Koerte)

ChatGPT – erste Konsequenzen am Arbeitsmarkt

IBM plant in einigen Bereichen einen Einstellungs-Stopp. Betroffen ist besonders die Personalverwaltung. Hier soll KI in den nächsten fünf Jahren rund ein Drittel der Stellen ersetzen.

Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) sorgt derzeit für viel Wirbel. Programme wie ChatGPT oder Bard sind in der Lage, Texte zu formulieren oder Bilder auf Basis von Textbeschreibungen zu erzeugen. Jetzt zeigen sich erste Auswirkungen am Arbeitsmarkt.

ChatGPT: Roboter im Büro. Beherrscht KI künftig unsere Arbeitswelt?
Verändert KI künftig unsere Arbeitswelt? Das Bild stammt von Bing AI

IBM plant weniger Einstellungen

IBM-Vorstandsvorsitzender Arvind Krishna sprach in einem Interview mit dem Finanzdienst Bloomberg über die Auswirkungen der immer kompetenter werdenden Künstlichen Intelligenz. Der Computerkonzern plant demnach, in einigen Bereichen weniger Mitarbeiter einzustellen, da KI-Software deren Tätigkeiten übernehmen kann.

Krishna betonte jedoch, dass IBM weiterhin in Bereichen mit Kundenkontakt und in der Softwareentwicklung Personal einstellen werde. Der Computerhersteller will freiwerdende Stellen für Bürotätigkeiten ohne Kundenkontakt allerdings nicht mehr neu besetzen. Immerhin arbeiten derzeit rund 26.000 Angestellte in diesem Bereich, insgesamt beschäftigt IBM weltweit 260.000 Mitarbeiter.

Was ist ChatGPT?

Derzeit spricht alle Welt von ChatGPT. ChatGPT ist ein künstlicher Intelligenz (KI) Chatbot, der von OpenAI entwickelt und im November 2022 veröffentlicht wurde. Er ermöglicht eine textbasierte Kommunikation mit Nutzern und bietet verschiedene Funktionen an. Der Chatbot ist kostenlos unter chat.openai.com nutzbar.

Mit ChatGPT können Nutzer:

  • sich unterhalten, indem sie mit ihm über verschiedene Themen plaudern, Spiele spielen oder kreative Inhalte erzeugen.
  • sich bilden, indem sie Informationen zu verschiedenen Themen erhalten, Hilfe bei Hausaufgaben bekommen oder Feedback erhalten.
  • sich unterstützen, indem sie Hilfe bei der Datenerfassung, Analyse oder Präsentation bekommen oder neue Ideen oder Perspektiven erhalten.
  • sich informieren, indem sie aktuelle Nachrichten, Fakten oder Meinungen erhalten oder Hilfe bei der Recherche oder dem Schreiben von Artikeln bekommen.
  • Informationen erhalten, wie etwa zu Gesundheit, Reisen, Shopping oder Finanzen.

Was kommuniziert ChatGPT?

ChatGPT nutzt moderne maschinelle Lerntechnologie, um Antworten zu generieren, die natürlich klingen und für das Gespräch relevant sein sollen. Das Dialogformat ermöglicht es der KI, Folgefragen zu beantworten, Fehler zuzugeben, falsche Prämissen herauszufordern und unangemessene Anfragen abzulehnen. Auch kann ChatGPT klärende Fragen stellen, um bessere Antworten zu liefern.

Ist ChatGPT perfekt?

Die KI-Software ist jedoch nicht ganz unumstritten, da die Gefahr von Missbrauch besteht. Mit ihr lassen sich gefälschte Nachrichten verbreiten oder Identitäten stehlen. Der Chatbot besitzt einige Sicherheits- und Datenschutzprobleme. So kann die KI auch persönliche oder sensible Daten preisgeben oder missbrauchen. Auch unangemessene oder schädliche Inhalte sind möglich. Leider lässt sich ChatGPT auch manipulieren, austricksen oder falsche Informationen verbreiten. OpenAI hat einige Sicherheitsmaßnahmen getroffen, aber diese sind nicht perfekt. Fachleute gehen jedoch davon aus, dass sich dieses Problem beheben lässt.

Warum grüßt Münchhausen?

ChatGPT liefert manchmal plausible klingende, aber falsche oder unsinnige Antworten. Die Korrektur dieses Problems ist schwierig, da:

  • es während des Trainings derzeit keine Wahrheitsquelle gibt
  • das Training des Modells, vorsichtiger zu sein, dazu führt, dass es Fragen ablehnt, die es korrekt beantworten kann
  • das überwachte Training das Modell irreführt, weil die ideale Antwort davon abhängt, was das Modell weiß und nicht was der menschliche Demonstrator weiß.

Auswirkung auf die Arbeitswelt

ChatGPT wirkt sich auch auf die Arbeitswelt aus. Die KI kann einige Arbeitsplätze erleichtern oder verbessern, aber auch andere gefährden oder ersetzen. Zum Beispiel kann ChatGPT:

  • Lehrer unterstützen, indem er ihnen bei der Vorbereitung oder Bewertung von Unterrichtsmaterialien hilft oder individuelle Betreuung für Schüler bietet.
  • Aber auch Lehrer ersetzen, indem er den gesamten Unterricht übernimmt oder bessere Ergebnisse als menschliche Lehrer erzielt.
  • Journalisten unterstützen, indem er ihnen bei der Recherche oder dem Schreiben von Artikeln hilft oder neue Quellen oder Perspektiven bietet.
  • Aber auch Journalisten ersetzen, indem er schneller oder genauer als menschliche Journalisten berichtet oder originellere oder überzeugendere Artikel schreibt.
  • Und so weiter: ChatGPT kann viele andere Berufe unterstützen oder ersetzen, wie zum Beispiel Kundenberater, Übersetzer, Autoren und irgendwann auch Anwälte oder Ärzte.